Verdecken, in Erscheinung treten lassen, wieder verdecken. Torsten Maul lässt den Bildgegenstand in der Schwebe. Figürliches klingt an, manchmal sogar deutlich, um sich doch sogleich wieder in einen vielschichtigen Farbgrund zurückzuziehen. Den Maler interessiert das Latente. Und so verschließen sich seine Bilder dem unmittelbaren Erkennen und Einordnen. Sie wünschen, über das Emotional-Sinnliche den Betrachter zu erreichen. Assoziationen zu Körpern, Personen, Beziehungskonstellationen sind angelegt. Aber was sich da in zarter Äderung zu Köpfen und Gesichtern zu formieren scheint, könnte auch dem Zufall entsprungen sein. Im Wechselspiel von Auflösung und Verdichtung entstehen immer neue Gestalten. Welche, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen.

Zufällig aber sind diese Bilder ganz und gar nicht entstanden. Torsten Maul arbeitet manchmal mehrere Wochen an einem Bild. Im behutsamen Dialog mit seinem Material – pastose Ölfarbe und Spachtelmasse – lässt er das Unsagbare Gestalt gewinnen. Malen heißt für ihn „sich wartend in einen Prozess zu begeben“. Solange, bis ein möglichst hohes Maß an Verdichtung erreicht ist. Wenn hell und dunkel, spröde und weich, Gegenstand und Abstraktion keine Gegensätze, sondern eine fließende Einheit bilden.

In ihrer Komposition scheint diese Malerei auf ein großes Format angelegt zu sein. Kompakte Flächen, starke Kontraste und ein fast reliefartiger Farbauftrag sprechen dafür. Dennoch hat Torsten Maul nicht die Absicht, die Größe einer Postkarte in seiner Arbeit wesentlich zu überschreiten. Er schätzt die leisen Töne und sieht darin eine Entsprechung zu seinem Beruf als Psychoanalytiker: „Die Psychoanalyse ist auch nicht laut, aber sehr genau. Das Kleine beinhaltet viel vom Großen und Ganzen.“

Und wie die Psychoanalyse versucht „Worte zu finden, für etwas, was sich in Stimmungen, Szenen, Auslassungen mitteilt“, so findet Torsten Maul in der Malerei für ebendies noch unbenannte Formen. Der Raum gewinnt dabei nicht selten an großer Bedeutung.

Ursula Herrndorf