Lacquer Painting

Die Ursprünge der Lackmalerei in Asien reichen 3500 Jahre zurück. Grundmaterial ist das Harz des Lackbaumes (verwandt mit der Esche), das sehr gute konservierende Eigenschaften hat. Der durch Einkerben der Rinde gewonnene milchig-weiße Lacksaft wird zunächst filtriert und dann erhitzt und gerührt, um ihm Wasser zu entziehen. Der so „raffinierte“ Lack klebt stark und lässt sich mit bestimmten Pigmenten gut färben. Seine natürliche Farbe ist ein mittleres Braun, das beim Trocknen transparenter wird. Nach dem Aushärten ist der Lack hart, bleibt dabei biegsam, ist hitzebeständig (auch gegen heißes Wasser) und resistent gegen Säuren und Laugen.

Der Bildträger wird mit vielen Schichten aus farbigem Lack überzogen. Zu den ins Bild integrierten Zusatzmaterialien gehören Blattsilber, Blattgold, Perlmutt, Eierschalen u.ä. Sie erzeugen helle Farbtöne, die aufgrund der verdunkelnden Eigenfarbe des Lackes mit Pigment nicht zu erreichen wären. Zunächst werden viele Farbschichten übereinander aufgebracht, Bildteile werden angelegt und mit weiteren Lackschichten wieder verdeckt. Jede Schicht muss für sich trocknen. Anschließend wird das Bild mit feinem Sandpapier durch Nass-Schleifen reduziert. So werden übermalte Bildanteile wieder hervorgehoben und Farbschichten gemischt. Der Vorgang wird vielfach wiederholt. In dem langwierigen Prozess klären Zwischenpolituren das Ergebnis und verbessern die Farbwirkung. Die abschließende Politur erfolgt mit dem Handballen unter Verwendung von Holzkohlepulver, menschlichem Haar und speziellen Schleifmitteln (z. B. dem Rückenschulp von Tintenfischen). Verdecken, durch Abschleifen hervorholen, entfernen, wieder in Erscheinung treten lassen – so entstehen eigenwillige figürliche Elemente mit Spuren einer langen Geschichte.

Der traditionelle Lack reagiert sensibler als der industriell hergestellte Lack und ist daher schwieriger zu handhaben, aber die Ergebnisse sind tiefer in der Farbigkeit. Zum Aushärten braucht der Lack allerdings klimatische Bedingungen, die es hierzulande nicht gibt, und so habe ich von einem Terrariumbauer eine Kiste fertigen lassen, in der ich subtropisches Klima simulieren kann. In „My Little Hanoi“ reifen Bilder Farbschicht um Farbschicht heran.